Empathie
Objektive und neutrale Innenwahrnehmung von Menschen, Organen, Gesamtsystemen und Teilstrukturen.
Kann man Empathie erlernen?
Kann Empathie objektiv sein?
Ist ein Mensch feinfühlig oder feindfühlig?
Empathie ist erlernbar
Du kannst sie unbewusst praktizieren oder bewusst kultivieren und zu einem einmaligen Werkzeug entwickeln.
Die feinen Unterschiede:
- Unbewusste Empathie kann jeder und wendet sie im Alltag an.
Wir können es auch Anteilnahme, Einfühlungsvermögen und sogar wahre Begegnung nennen.
- Bewusste Empathie ist eine Technik, die man erlernen und immer weiter verfeinern kann, um sie analytisch anzuwenden. Sie kann nicht nur den Jetztzustand des Innenerlebens erfassen, sondern auch vergangene Zustände wahrnehmen und mit der Was-Wäre-Wenn-Methode Veränderungen der Eigenwahrnehmung nach möglichen Lebensveränderungen beschreiben.
- Wahrnehmung. So nennt man die Anwendung der Empathie bei uns selbst. Dabei ist immer die Gefahr der verfälschenden Betroffenheit und subjektiven Emotionalität. Um dabei objektiv zu bleiben, ist eine Wahrnehmung über ein Abbild oder eine Blaupause hilfreich, z.B. den Menschen in deinem Spiegelbild wahrzunehmen.
Die zwei Stufen der Empathie
Viele Sinne verbinden sich in der Wahrnehmung.
Wertungsfreiheit und Abstraktionsfähigkeit erlauben uns, mit ihr komplexe Themen zu durchdringen und zu erfassen.
Stufe 1 - Mitgefühl
Ein eher unbewusstes Einlassen aufeinander, ein verstehendes Begegnen, ein tiefes Berühren. Es ist unsere natürliche Qualität, Menschen oder Situationen von außen zu betrachten und gleichzeitig mit einer Innenschau mit ihnen mitfühlen zu können.
So wird aus der reinen Ich-Perspektive eine Wir-Perspektive und eine Du-Perspektive.
Mit Mitgefühl können wir unbewusst Gefühle, Gedanken, Stimmungen, Präsenz und Fokussierung unseres Gegenübers erfassen und in eine angemessene Begegnung gehen.
Stufe 2 - Analytische Empathie
Dabei intensivieren wir das Mitgefühl und setzen es nicht nur unbewusst, sondern bewusst ein.
So können wir den gegenwärtigen Zustand wahrnehmen, können Menschen oder Systeme zu einem vergangenen Zeitpunkt wahrnehmen und können die Wirkung von Möglichkeiten in der Zukunft erfassen.
Die Anwendung setzt immer das Einverständnis des Wahrgenommenen voraus.
„Darf ich dich wahrnehmen?“ lautet die Frage dazu.
Beispiele aktueller Zustand:
- Ich stelle mir vor, ich bin du.
- Wie geht es dir?
- Was fühlst du?
- Wie atmest du?
- Nimmst du dich eng oder weit wahr?
- Wie spürst du deinen Körper?
- Wie stehst und läufst du?
- Wie nimmst du dich, die Umwelt und das Leben wahr?
- Wo tut was weh, ist blockiert, fühlt sich fremd an?
Vergangenes
Wir wenden all die Wahrnehmungen auf einen konkreten vergangenen Zeitpunkt oder eine konkrete Situation an.
- Als du 5 Jahre alt warst..,.
- Als dein Vater gestorben war…
- Und sogar: Wie hast du dich in deinem 7. Schwangerschaftmonat angefühlt.
Wir haben damit Zugang zum Museum des Lebens und können verstehen, welche Einflüsse wie gewirkt haben und wann im Leben etwas an Mustern oder Blockaden entstanden ist.
Was wäre wenn
Damit können wir Optionen durchspielen und deren Einfluss über die Wahrnehmungen erfassen. So kann Empathie auch als Motivation und Entscheidungshilfe verwendet werden.
Wie würde es dir gehen, wenn du:
- Umziehen würdest?
- Kompromisse beenden würdest?
- Dich wieder für einen Menschen als Partner öffnest?
- Wenn du Option A, B oder C wählen würdest?
Feinfühlig oder Feindfühlig?
Viele hochempathische Menschen sind in Wirklichkeit feindfühlig.
Qualität der Empathie
Eine gesunde empathische Qualität setzt eine gesunde Selbstliebe und eine Liebe zum Leben voraus. Von diesem Kern ausgehend ist eine Ausdehnung in die Weite und damit auch die Fähigkeit, andere und anderes wahrzunehmen möglich.
Eine ungesunde empathische Qualität basiert auf einer Kernverletzung, also der Zerstörung des Vertrauens zu sich selbst und zum Leben. Das führt dazu, dass Menschen beginnen, ihre Umgebung auf mögliche Gefahren auszulesen und diese Qualität so gut wie möglich verfeinern, um sich zu schützen. Dies führt zu einer übergriffigen und negativ-fokussierten Anwendung der Empathie. Das können wir auch feindfühlig nennen.
Empathie und Projektion
Das Wichtigste bei der Empathie ist, dass sie nicht missbraucht wird, indem eigene Projektionen mit ihr vermischt werden. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass die eigenen ungelösten Themen im anderen gesehen werden und im schlimmsten Fall der andere stellvertretend für sich selbst therapiert wird (was in einigen Therapierichtungen leider immer wieder passiert).
Inspirationen, Beispiele und konkrete Anwendungen
Wenn wir analytische Empathie bei anderen Menschen anwenden, beginnt das immer mit der Frage: „Darf ich dich mal wahrnehmen?“
Empathie mit Partnern üben
Wenn deine Partnerin oder dein Partner nach Hause kommt, so schlage diesen Menschen doch vor, keine Worte zu verwenden, sondern erst mal einfach zu fühlen und einander wahrzunehmen, wie der Tag war und wie es jedem gerade geht. Ihr werdet staunen, wie gut ihr das könnt.
Organwahrnehmung
Wähle eines deiner Organe aus, das derzeit nicht besonders gesund oder glücklich ist. Werde zu dem Organ und nimm war, wie es ihm geht und dann geh einige Jahre zurück (fünf oder zehn oder 20) und spüre, wie es dem Organ zu dem damaligen Zeitpunkt ging.
Selbstwahrnehmung in der Schwangerschaft
Stelle dir vor, du warst noch sehr klein, bspw. im fünften Schwangerschaftsmonat im Bauch deiner Mama. Werde zu diesem Zeitpunkt zu dir selbst und nimm wahr, wie es dir ging.
Ein Gebäude in seiner Wirkung wahrnehmen
Du kennst sicherlich Wohnungen oder Häuser, wo du dir sagst: "Da würde ich gerne drin leben." Wenn du vor dem Gebäude stehst und dir jedoch vorstellst, über drei Jahre in diesem Gebäude oder in dieser Wohnung zu leben, wie würdest du dich dann fühlen?
Eine Firma wahrnehmen
Wenn du im Supermarkt ein Produkt kaufst, so nimm es in die Hand und versuche wahrzunehmen wie es der Firma geht, die dieses Produkt herstellt. Keine unwichtige Information, da der Zustand der Firma durch ihr Produkt eine, wenn auch sehr subtile, Wirkung auf dich haben kann.
Babies spüren
Und mit Babys zu kommunizieren, setzt es eine gute Empathie voraus. Wenn das Baby dich gerade nicht glücklich anschaut, versuche nicht in deinen Kopf zu gehen und nachzudenken, sondern werde erst einmal zu dem Baby. Wie fühlst du dich als Baby? Tut es irgendwo weh? Hast du Hunger? Bist du einfach übermüdet? Bist du traurig? Hast du Angst?